Mein neuestes Projekt aus der Kategorie „Was ich schon immer mal machen wollte...“ ist ein Tanzkurs und zwar Lindy Hop. Ich mag Swing-Musik wahnsinnig gern, sie erzeugt bei mir in Nullkommanix gute Laune und sobald Benny Goodman oder Glenn Miller loslegen, schwinge ich impulsiv direkt mit.
Eigentlich ist es ganz natürlich sich zu Musik zu bewegen und jedes Kind tut es automatisch, aber im Laufe des Erwachsenwerdens verlernen wir diese Fähigkeit, gewöhnen es uns regelrecht ab, sind verklemmt und schämen uns für unseren Tanzstil.
Spielraum für Improvisation
Mir gefällt das Lässige beim Lindy Hop… meine linke Hand liegt locker auf der Schulter meines Tanzpartners, seine in meiner Taille, es ertönen die ersten Takte und es geht los: Bounce, Bounce, Bounce… Es wippen die Knie, die Beine schwingen und die Hüften schaukeln. Anders als bei Standardtänzen lernt man beim Lindy Hop die Grundelemente
und -schritte und hat dann viel Spielraum für Improvisation. Es werden also keine Schrittfolgen einstudiert und dann nachgetanzt. Und Lindy Hop ist ein 100%iger Social Dance und man wechselt laufend den Partner. In vielen Großstädten erfährt der Swing seit einigen Jahren ein echtes Revival, auch in Hamburg gibt es eine große Swing-Community mit regelmäßig stattfindenden Partys, Tanztreffs und Workshops. Ich bin vor einigen Jahren ganz zufällig mal auf so einer Party gelandet. Zu Live-Musik tanzten fröhlich die Frauen in schönen Kleidern, Männer mit Hosenträgern und Schirmmütze. Ich war sofort Feuer und Flamme und wollte lernen auch so zu wunderbar zu tanzen.
Aber Dank eines bunten Straußes an Glaubenssätzen und rationalen Ausreden gingen erst einmal einige Jahre ins Land.
- Du kannst das nicht, das ist total peinlich!
- Als Frau allein macht man keinen Tanzkurs!
- Was, wenn keiner mit Dir tanzen will, dann stehste doof in der Ecke rum!
- Was denken dann die anderen über Dich!
- Bestimmt stellste Dich total dämlich an und trittst den Männern ständig auf die Füße!
- Du hast keine Zeit für sowas!
- Du hast kein Geld für sowas!
- Wenn…. dann!
Der Wunsch Swing tanzen zu lernen aber hat mich irgendwie nicht losgelassen und immer wieder tauchte er in meinen Gedanken auf: Du wolltest doch schon immer mal… Ja, aber!
Ich hasste mich für meine Glaubenssätze, mit denen ich mich so klein machte, die mein Denken und Handeln und meine Wahrnehmung der Realität so stark beeinflussten. Und so beschloss ich mir die Bestätigung, dass es einfach nicht geht, von Außen einzuholen. Ich würde ja wollen, aber leider leider leider... Also schrieb ich drei Tanzschulen an, mit der Frage ob ich als Frau, allein, Ü40 überhaupt einen Kurs belegen könnte? Sehr rasch erhielt ich die erste Absage, die zweite Absage… und dann eine Einladung am Dienstag einfach mal in einem Kurs reinzuschnuppern... Oh! Und nun? Ich habe dann tatsächlich erst nochmal von einem Dienstag auf den nächsten verschoben, doch auch der nächste Dienstag war dann ruckzuck da, nämlich schon 7 Tage später… Ach, irgendwie passt es mir heute Abend wieder nicht so richtig.
STOP! Ich hielt kurz Inne und überlegte:
- Wenn Du da heute hingehst, wie wirst Du Dich DANACH fühlen?
- Wenn Du wieder absagst, wie wirst Du Dich DANACH fühlen?
Das hat dann gesessen!
Es war ein superschöner Abend, mit einer reizenden Lehrerin, sehr freundlichen Menschen und mega viel Spaß. Ich war natürlich nicht die Einzige die allein dort war und auch nicht die einzige Ü40. Getanzt wurde reihum Jeder mit Jedem, wir standen uns gegenseitig auf den Füßen und das war gar nicht schlimm, im Gegenteil, wir haben viel gelacht.
Und wie hab ich mich DANACH gefühlt? Ich war total beseelt und dankbar für diesen schönen Dienstag Abend. Tanzen mit netten Leuten zu schöner Musik macht richtig Laune. Und ich habe meine Glaubenssätze umformuliert von „alleine geht das nicht, Du traust Dich nicht, was denken die Leute…“ in „Du bist selbstbewusst, Du bist mutig, Du hast in der Vergangenheit schon ganz andere Sachen gemacht.“
JETZT ist die Zeit - es ist so viel möglich!
Was fällt bei Dir unter die Kategorie „Was ich schon immer mal machen wollte“? Pack es an, mach den ersten Schritt und informiere Dich über die Möglichkeiten in Deiner Stadt oder Region und formuliere Deine Glaubenssätze ins Positive um. Es ist so viel möglich, auch für Dich!
It's up to you!
Herzlichst, Deine Martina
Comments